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U-Boot-Bunker "Valentin"


Untertage-Verlagerungen in Hochbunkern hatten ja bekanntlich als Decknamen einen männlichen Vornamen vom Rüstungsamt erhalten. Okay, bombensicher waren auch diese Industrie-Verlagerungen, aber das mit dem "unter Tage" passt hier nicht so ganz. Es gibt natürlich Ausnahmen. Spontan fallen mir hier die Flak-Bunker in Berlin ein, welche tatsächlich ein Kellergeschoss hatten, in dem auch eine kleine Fabrik untergebracht war. Aber ähnlich wie die Bunker "Weingut" oder "Walnuss" war auch der U-Boot-Bunker "Valentin" ein neu gebauter Hochbunker, welcher eigens für die Rüstungsproduktion konstruiert und errichtet wurde. Streng genommen also eine Übertage-Verlagerung – für die ich aber zufälligerweise eine eigene Rubrik auf dieser Seite eingerichtet habe. Also, auf nach Bremen...


Das erste gebaute U-Boot der Deutschen Kriegsmarine lief am 28.06.1935 in Kiel vom Stapel und noch über tausend Stück sollten in den darauf folgenden Jahren hinzu kommen. Die U-Boote wurden in den Werften von Kiel, Wilhelmshaven oder Hamburg gebaut. Aufgrund der Erfahrungen, welche die Kriegsmarine in dem 1.Weltkrieg gesammelt hatte, wurde beschlossen für jedes U-Boot, welches von der Feindfahrt zurück kam, einen bombensicheren Liegeplatz zu errichten. Die ersten U-Boot-Bunker wurden 1940 auf der Insel Helgoland, in Kiel und in Hamburg erbaut. Unter der Regie vom Oberbefehlshaber der Deutschen U-Boot-Flotte, Admiral Dönitz, wurden bis 1945 noch weitere U-Boot-Bunker erbaut. Vor allem an der Französischen Küste aber auch in Norwegen und Deutschland. Insgesamt wurden 18 U-Boot-Bunker gebaut. Dieses waren allerdings nur bombensichere Unterstellplätze für die Untersee-Boote, in denen nur einige Arbeiten zur Reparatur und Instandsetzung an den Schiffen durchgeführt werden konnten. Eine Ausnahme bildet also der hier vorgestellte U-Boot-Bunker mit dem Decknamen Valentin. Produktionsbunker Valentin sollte nämlich die einzige richtige Bunkerfabrik der Deutschen Kriegsmarine werden, in dem bei Fertigstellung U-Boote bombensicher am Fließband hergestellt werden sollten.


Die Planung der U-Bootfabrik "Valentin" begann im Frühjahr 1943. Die Bunkerfabrik sollte in Bremen-Farge, direkt an der Weser gebaut werden. So konnten die fertigen U-Boote direkt vom Werk in die Weser entlassen werden. Geplant war, in "Valentin" das Elektro U-Boot vom Typ XXI herzustellen. Mit diesem neuen U-Boot-Typ sollte der Seekrieg nocheinmal zu Gunsten des Deutschen Reiches entschieden werden. Mittels einem Schnorchel wurde das U-Boot, ohne auftauchen zu müssen, mit Frischluft versorgt. Und ausserdem konnten die anfallenden Auspuffgase aus dem Maschinenraum auf dem selben Weg ins Freie geleitet werden. Ab dem 08.06.1943 begann die Produktion des U-Bootes XXI. Zunächst auf verschiedenen Werften der Kriegsmarine. Das U-Boot wurde nicht in einer Werft komplett gebaut, sondern in acht verschiedenen Produktionsstätten, welchen eigene Sektionen unterlagen, vorgefertigt. Erst zum Schuss wurden die einzelnen Komponenten in einer Werft zusammen gefügt. Dieses hatte eine enorme Arbeits- und Zeitersparnis zur Folge, so dass ein einzelnes U-Boot nur noch 260 Fertigungsstunden anstatt vorher 460 Fertigungsstunden benötigte. Nach dem strategischen Bombenangriff der Alliierten auf das Reichsgebiet und auch auf die Werften der Kriegsmarine wurden die acht einzelnen Sektionen der U-Boot-Herstellung zusammen gefasst und sollten nun in der U-Boot-Fabrik "Valentin" in Bremen stattfinden. Der Bunker mit den Maßen: 426 Meter lang, 97 Meter breit und 33 Meter hoch, war der zweitgrößte U-Bootbunker des Zweiten Weltkrieges.


Auf der Bunkerbaustelle arbeiteten über 12.000 Menschen. Davon 4.000 Fremdarbeiter und 5.000 russische Kriegsgefangene, welche größtenteils aus dem KZ Neuengamme stammten. Unter unmenschlichen Bedingungen erschufen sie den riesigen Bunker und einige Nebenanlagen, wie zum Beispiel das Kraftwerk, die Werkstätten und das Vorratslager der Bunkerfabrik. Der Rest der Arbeiter bestand aus Marine-Soldaten, zivilen Angestellten der Baufirmen, Wachmannschaften der SS, und einigen Architekten aus dem Baubüro. Ab Mai 1944 übernahm die Organisation Todt die Bauleitung der U-Bootfabrik. Die OT verstärkte nochmals das Arbeitstempo der Baustelle und fasste einige "lockere" Arbeitsweisen zusammen. Der Bunker Valentin sollte im Herbst 1944 fertig gestellt sein und sofort mit der Produktion der U-Boote beginnen. Doch bedingt durch die schlechte Verpflegung und der unmenschlichen Bedingungen, welche die Häftlinge ausgesetzt waren, kam der Bau ins Stocken. Es starben ungefähr 4.000 Häftlinge. Zudem wurde der Bunker Valentin am 27.03. und am 30.03.1945 von Spezialbomben von den Alliierten bombardiert, so dass zwar an unfertigen Stellen an der sieben Meter starken Decke einige Schäden angerichtet wurden, sogar ein Durchschlag gelang, aber der Hauptsubstanz des Bunkers konnten die Bomben nur wenig anhaben. Bis auf die Zeitverzögerung. Die Arbeiten an der Übertage-Verlagerung "Valentin" wurden am 07.04.1945 eingestellt. Bis dahin wurden 220.000 Tonnen Zement und 27.000 Tonnen Stahl verbaut. Die Kosten der Bunkerfabrik betrugen 120 Millionen Reichsmark.


Zurück in die Gegenwart. Das war mein kleiner Bericht über den Bunker "Valentin" in Bremen. Eine kurze Zeireise. Aber ich will hier nicht zu viel schreiben, denn der Bunker steht ja immernoch an seinem Platz und kann jetzt endlich auch besichtigt  werden. Das war Anfang 2000 noch anders. Die Bundeswehr wollte uns (7grad) nicht auf das Gelände lassen. Egal! Nach intensiven Bemühungen diverser Vereine und Institutionen konnte der Bunker im Jahre 2015 endlich der breiten Masse als Gedenkort und Museum zugänglich gemacht werden. Leute, fahrt nach Bremen und besucht den Bunker Valentin. Der Eintritt ist frei. Gegen das Vergessen und gegen den nationalsozialistischen Schrecken... Es lohnt sich.

www. Denkort-Bunker-Valentin.de






















Bericht von Eismann, Fotos von Svenska, danke dafür.

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