U-Verlagerung Ofen 3/4
Bild oben: Der Steinbruch in dem die Anlage Ofen 3/4 erbaut wurde
Die U-Verlagerung Ofen 3/4 befand sich in Brunkensen, westlich von Alfeld an der Leine. Auch diese Doppelanlage, bestehend aus Ofen 3 und Ofen 4, gehörte zum Mineralölsicherungsplan, dem sogenannten Geilenberg-Programm. Die Anlage Ofen 3/4 war beiderseits der Straße in dem engen Glenetal untergebracht. Die Schlucht zwischen den bewaldeten Hügeln des Ith-Hils stellte eine eine gute versteckte Lage des Projekts dar und bot einen hervorragenden natürlichen Schutz vor feindlichen Fliegern. Auch diese Ofenanlage wurde im Spätsommer des Jahres 1944 errichtet und begann im September 1944 mit ihrer Kraftstoffproduktion. (Allgemeines über Ofen-Anlagen gibt es in dem Bericht über die U-Verlagerung Ofen 1/2 in Bögerhof - hier klicken)Weiter im Text: Die eigentliche Kleindestillationsanlage, welche Rohöl in Diesel- und Ottokraftstoff umwandelte, befand sich in einem Steinbruch direkt an der Straße. Das Herzstück der Anlage Ofen bestand aus zwei Röhrenöfen. Neben den beiden Öfen befanden sich auch das Kesselhaus, die Trafostation und die Wekstatt nebst Labor in dem Steinbruch. Verdeutlicht wird das Ganze auch auf dem Situationsplan der U-Verlagerung auf dem nächsten Bild:
Der Riss der U-Verlagerung Ofen 3/4
Alle übertägigen Gebäude im Steinbruch wurden während der Bauzeit und der Produktionsphase mit Tarnnetzen abgetarnt. Aus der Luft wäre also nichts Auffälliges zu sehen gewesen. Ebenfalls in dem Steinbruch, in einer Steilwand befand sich auch der zentrale Luftschutzstollen der U-Verlagerung Ofen 3/4. In dem Stollen war zusätzlich ein Lagerraum mit integriert. Auch die Gruben für Phenolwasser und die Druckabsatzbehälter befanden sich in dem Steinbruch. Betritt man heute den verlassenen Steinbruch, zeugen nur noch einige geformte Betonteile von den einstigen Ofenanlagen. Alle Gebäude wurden gesprengt und abgetragen, da der Steinbruch noch bis bis in die 60er Jahre in Betrieb stand. Das kleine Stollensystem der U-Verlagerung Ofen 3/4 ist noch vorhanden, allerdings in einem sehr desolaten Zustand - Geröll über Geröll über Geröll...
Betoneinbauten im Luftschutzstollen der Anlage Ofen 3/4
Reste der Tanks im Wald
Auf der anderen Straßenseite befand sich der Lagerbereich der Anlage Ofen 3/4. Die zwei riesigen Betontanks für die Lagerung des Rohöls sind noch vorhanden. Auch hier fehlt die Decke. Jeder Tank hatte ein Fassungsvermögen von 500 m³. Von den liegenden Stahltanks mit einer Kapazität von je 80 m³ Inhalt sind lediglich noch Fragmente der Unterkonstruktion im Unterholz zu erkennen. Von den Stahltanks für die Endprodukte gab es einst sieben Stück. Fünf davon waren für den Dieselkraftstoff und zwei Tanks für das Benzin vorgesehen. Neben den Tanks befand sich der Verladebahnhof. Von den ehemaligen Gleisanlagen ist heute nicht mehr viel vorhanden, nur eine Brücke über die Glene ist noch zu erkennen. Das gesamte Areal war mit einer Mauer und einem Zaun umgeben. Auch hiervon sind noch Reste vorhanden. Schaut man sich das Gelände heute näher an, kann man überall noch die Reste der Rohrleitungen und Versorgungseinrichtungen erkennen.
Beton im Wald - Reste der Rohrleitungen - Halterungen aus Beton
Zwei ehemalige Tanks - die Natur holt sich alles zurück
Auch die Ofen-Anlage in Brunkensen wurde von der Firma Deurag-Nerag aus Hannover-Misburg betrieben. Wie bei Ofen 1/2 war der monatliche Produktionsausschuss von 6.000 Tonnen Kraftstoff zur je einer Hälfte für den öffentlichen Markt und für die U-Verlagerung Dachs 1 in Porta-Westfalica bestimmt. Die Untertage-Verlagerung Ofen 3/4 war auch bis Ende des Zweiten Weltkriegs in Betrieb. Nach dem Krieg wurden die beiden runden Großtanks nochmal gefüllt. Diesmal mit frischem, gechlortem Wasser. Denn die beiden betonierten Tanks dienten zwischen den Jahren 1953 und 1965 den Brunkensener Bürgern als Schwimmbad. Danach holte sich die Natur alles wieder zurück...
Reste der Verladeanlage - Projekt Ofen 3/4
Sucher und Befahrer: Bergmann und Eismann - damals noch für untertage-übertage...
Begehung/Befahrung/Erkundung: Bergmann und Eismann
Fotos: Bergmann und Eismann
Bericht: Mister U-Verlagerung Eismann 2010 / 2017