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Schiefergrube Ostermorgen


Die kleine ehemalige Schiefergrube Ostermorgen befand sich irgendwo im Thüringer Schiefergebirge. Da wir ja eigentlich jedes Jahr in dieser wunderschönen Landschaft unterwegs sind, nehmen wir auch immer wieder gerne die kleineren Bergwerke mit, welche sozusagen am Wegesrand vor sich hin schlummern und eine kleine aber feine Abwechselung zwischen den Hauptzielen darstellen. So ist das nun mal, wenn wir in Stollenhausen unterwegs sind. So auch in diesem Fall. Die Anfänge des kleinen Schieferbergwerks Ostermorgen lassen sich nur sehr schwer bestimmen. Aufgrund fehlender Akten beim Bergamt kann der Beginn dieser kleinen Grube nur geschätzt werden. Vermutlich wurde das Bergwerk Ostermorgen um 1850 rum in Betrieb genommen. Der erste datierte Eintrag stammt aus dem Jahre 1930, wo der Dachdecker Edwin Kühnholdt und seine vier Mitarbeiter einen Tagebaubetrieb auf Schiefer unterhielten. Acht Jahre später wurde der Bruch von Albin Schreuer, ebenfalls aus Glauchau stammend, übernommen. Er wollte mit einer Mannschaft von 15 Mitarbeitern den fleckigen, rötlich-blauen Schiefer abbauen, doch nach gut einem Jahr war schon wieder Schluss. Danach lag der Schieferabbau in Ostermorgen einige Jahre still, ehe die Grube im Jahre 1942 von Karl Hertel aus Leipzig gekauft wurde. Karl Hertel hatte große Pläne. Er wollte mit einer Belegungsstärke von 100 bis 200 Mann im groß angelegtem Stil in dem Tagebau und auch unter Tage den Schiefer abbauen, da er dachte, dass genau dieser Schiefer besonders für Heeresbauten geeignet wäre. Doch auch dieses Unternehmen ging schief. Die letzte Betriebsperiode der Grube Ostermorgen war in den Jahren 1946 und 1947. Die Thüringer Dachschieferwerke AG übernahmen noch ein letztes Mal die Grube Ostermorgen und bauten in der kurzen Periode lediglich 10 Tonnen Schiefer ab. Danach wurde das Bergwerk endgültig still gelegt. Soviel zum Altbergbau. 


Gegen Ende des Kriegsjahres 1944 wurde die Schiefergrube Ostermorgen noch für einen anderen Verwendungszweck erkundet und auf die Liste der Verlagerungsobjekte des RWM (Reichswirtschaftsministerium) hinzu gefügt. Das Bergwerk lag abseits genug, um eventuell eine Untertage-Verlagerung in Betracht zu ziehen. Da die untertägigen Räume nur sehr klein waren, kam hier nur eine kleinere Einlagerung von Akten, Kunstgegenständen oder Ähnlichen in Frage. Für eine unterirdische Fabrik war das Bergwerk Ostermorgen einfach zu klein. Was genau in den letzten beiden Kriegsjahren am Schieferbruch Ostermorgen passiert war, wird sich niemals genau aufklären lassen. Wir fanden jedenfalls an einem provisorischen Sprengstoffbunker aus Schieferplatten die Inschrift F.H. 1945 im Beton verewigt. Und das gibt uns schon zu denken. Heutzutage besteht die Grube Ostermorgen aus einem völlig zugewachsenen Tagebau und zwei Eingängen in die Unterwelt. Das ehemalige Mundloch in den Untertagebau ist verschüttet und der einzige Hohlbau ist nur noch durch eine Aufhaue im Tagebau zu erreichen. Dort geht es steil bergab. Der alte Versuchsstollen von 1900 ist zwar mit einem Gitter verschlossen, aber bietet noch genug Platz um vielleicht noch ein letztes Mal ein Blick ins Innere zu werfen. Glück Auf in Thüringen.


Wandergruppe Glückauf - Svenska


Tagesöffnung im Tagebau


Stollenmundloch des Versuchsstollens


Stollenstrecke


Wanderweg


Halde im Wald


Pause im Wald - Lecker Saalfelder


Inschrift 1945 F.H.


Schlufen in die Welt unter Tage


Förderstollen mit Sprengstoffkammer unter Tage


Strecke


Ein Blick in die abgesoffene Sprengstoffkammer


Kein Gestänge mehr im Stollen


Lutten


Unter Tage


Glück Auf!





Unterwegs waren Svenska und Eismann, der Rest der Truppe war irgendwo anders…
Bericht und alle Fotos von Eismann


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