Unterwegs in Wülfrath: Zeittunnel und Luftschutzstollen
Glückauf, liebe Freunde der untertägigen Räumlichkeiten. Hier gibt es mal ein älteren Bericht (damals für untertage-übertage.de) von unserem Besuch im Kalkabbaugebiet Wülfrath. Wir haben das kleine aber feine Besucherbergwerk "Zeittunnel Wülfrath" und den angegliederten Werkluftschutzstollen besucht. Den Zeittunnel in Wülfrath können wir euch nur wärmstens empfehlen, es gibt immer eine tolle und sehenswerte Ausstellung über die Erdgeschichte und die Geologie des Bergischen Landes. Die Adresse von dem Besucherbergwerk steht weiter unten. Viel Spaß und Glückauf...
Zeitunnel Wülfrath (Besucherbergwerk):
In dem alten 160 Meter langen Tunnel des Bochumer Bruchs, der während der Betriebsperiode ein Durchfahrts-Stollen zur Kalkförderung war, werden 400 Millionen Jahre Erdgeschichte mit allen Sinnen erlebbar. Die besondere Atmosphäre dieses außergewöhnlichen Ortes besticht durch den Wechsel der dunklen Tunnelabschnitte mit den farbigen „Zeitfenstern“ der erlebnisorientierten Ausstellung. Begegnen Sie auf dieser Reise ungewöhnlichen Lebewesen, Dinosauriern und den ersten Menschen, betrachten Sie die Verschiebung der Kontinente und die vielen fossilen Zeugen in den Vitrinen und erleben Sie die im Gegensatz zur Erdgeschichte minimale Zeitspanne der Industriegeschichte des Kalkabbaus, die aber die niederbergische Landschaft bis heute prägt. Schauen Sie am Ende des Tunnels auf die 70 Meter hohen Felswände des Bochumer Bruchs inmitten einer beeindruckenden Naturkulisse von Menschenhand. Die Aussichtsplattformen Zeitsprung und Abhanggang schweben 50 Meter über der tiefsten Stelle des Steinbruchs direkt an der Abbruchkante.
Der Wülfrather Kalkstein ist devonischer Massenkalk. Die Reise durch die Erdgeschichte vom Erdzeitalter des Devon bis in die heutige Zeit wird im Zeittunnel in neun sogenannten Zeitfenstern präsentiert. Kaum zu glauben, dass Wülfrath im Devon vor ca. 400 Millionen Jahren im Meer lag und der Meeresboden von Korallen und anderen riffbildenden Meeresbewohnern bevölkert wurde, deren versteinerten Kalkskelette den Wülfrather Kalkstein bilden.
Beim Gang durch den Tunnel gehen die Besucher auf eine Zeitreise bis in die Gegenwart. Jedes Erdzeitalter wird mit seinen charakteristischen Eigenschaften, der Entwicklung der Lebewesen, des Klimas und der Kontinentalverschiebung präsentiert. Farben und Geräusche unterstreichen den Sinneseindruck. Originalfossilien zum Teil aus Fundstellen der Region bereichern die Ausstellung. Filmausschnitte und Mitmachstationen lockern den Besuch auf. Vor allem Kinder sind fasziniert von dem Gebrüll des Raubsauriers Megalosaurus, dem Abdruck des Archeopteryx oder dem Film über die Pflanzenfresser Iguanodon. Eine Diashow zeigt die Arbeit im aktiven Steinbruchbetrieb und historische Aufnahmen aus der Industriegeschichte des Kalksteinabbaus, ebenso wird die Naturgeschichte der beeindruckenden Landschaft thematisiert, bevor man sie am Ende des Tunnels vor sich liegen sieht.
Nach dem Ausstellungsbesuch sind für Kinder der Sandkasten, in dem Halbedelsteinsplitter zu finden sind und ein Klopfplatz aus mineralienhaltigem Kalkstein ein Highlight. Da lässt es sich mit eigener Hand erfahren, wie hart die Arbeit in den alten Steinbrüchen war. Außerdem gibt es ein umfangreiches museumspädagogisches Programm für Gruppen und besonders Schulklassen und Kindergruppen. Der Zeittunnel hat nicht während der Fledermausschutzzeit geöffnet...
Zeittunnel Wülfrath
Hammerstein 5
42489 Wülfrath
Telefon 02058 / 894644
www.zeittunnel-wuelfrath.de
Luftschutzstollen:
So, und jetzt folgt noch eine kleine Foto-Exkursion durch den an das Besucherbergwerk angegliederten Werkluftschutzstollen.
Der provisorische LS-Stollen wurde von den Steinbrucharbeitern gegen Ende des Zweiten Weltkriegs in den Berg gesprengt und diente hauptsächlich den Steinbrucharbeitern als bombensicherer Luftschutzraum. Aber auch die zivile Bevölkerung aus den umliegenden Häusern suchte den Luftschutzstollen in den Bombennächten auf. Die beiden Eingänge in den LS-Stollen befinden sich in dem ehemaligen Durchfahrtsstollen zwischen den beiden Kalkbrüchen. Der Luftschutzstollen wurde nicht fertiggestellt und diente in seinem Rohbauzustand etwa 100 - 120 Menschen schutz. Die Firste wurde mit Stahlausbau gegen Verstürze gesichert. In der Luftschutzanlage befand sich auch eine Küche und ein Bettenraum für die Insassen. Nach dem Krieg wurde der Luftschutzbereich zunächst vermauert. Im Zuge der Museumseröffnung wurde der Luftschutzstollen wieder geöffnet und als Fledermauschutzquartier hergerichtet. Die Stollenstrecken sind heute in einem maroden Zustand und nicht für die Öffentlichkeit zugängig.
Vielen Dank an Andrea Gellert und Frank Ollbrich (Wuppertal-Untertage) für das Organisieren der Befahrung...
Zu guter Letzt haben wir noch eine kleine Wanderung rund um den Kalksteinbruch Schlupkothen gemacht.
Alles von Eismann / September 2009 / September 2021 / stollenhausen.de