Harzer Hexenritt
Eines muss ich euch sagen – es ist mittlerweile fast unmöglich, dass die ganze Truppe mal gemeinschaftlich unterwegs ist. So auch bei dieser Tour. Nebenbei bemerkt: Wir sind acht Personen aus acht verschiedenen Städten, wobei der größte Teil allerdings aus dem Ruhrgebiet / Bergisches Land kommt. Nach einer kurzfristigen Absage einer Person waren wir immerhin noch fünf Männekes, die sich im wilden Harz treffen und vollregnen lassen wollten. Angefangen hat das Ganze mit einem Posting von Svenska in unserer Gruppe. Er wollte zusammen mit Dennis ein paar Tage Zelten. Den Campingplatz im Harz kannte er schon von früher und damit die beiden sich nicht langweilen, sollten wir auch dazu kommen. Am Anfang waren alle in unserer Gruppe ja etwas skeptisch. Zelten im Harz? Im Oktober? Auf 700 Meter Höhe? Das Wetter wird bestimmt nicht Grillfreundlich. Aber egal, zumal neben dem "gemütlichen Zusammensein" auch noch irgendwas mit "unter Tage" geplant war. Und wie schrieb ich damals schon auf 7Grad und auf untertage-übertage: Das Wetter ist uns eh Scheissegal. Und bei Regen sitzen die neugierigen Wanderer und Nachbarn schön gemütlich zu Hause auf ihrem Sofa und starren auf ihren Flachbildschirm. Doch zurück zu unserer Vorbereitung. Der Campingplatz wurde gebucht, die Einkaufslisten verteilt und jeder wusste irgendwann, was er mitbringen sollte. Natürlich hat das mal wieder nicht so richtig geklappt, doch dazu später mehr. Die Planung der einzelnen Exkursionen lag in der Hand von Svenska, unter Mithilfe von Dennis und mir. (Ich wollte ja gerne einen Abstecher zur ehemaligen Feuerwerkfabrik in Silberhütte machen – aber die alte Feuerwerkstradition im Harz interessierte die anderen nicht sonderlich.) Dieses führte auch dazu, dass das Programm sehr in Richtung "Untertage-Verlagerungen" tendierte. Aber gestört hatte das im Endeffekt niemanden, zumal einige U-Verlagerungen auch in Bergwerken waren. Ich persönlich war vor über 10 Jahren das letzte Mal im Harz, damals noch auf einem Campingplatz in Stempeda bei Nordhausen, und freute mich einfach nur auf einen wunderschönen Kurzurlaub mit meinen Freunden in Stollenhausen im Harz. Ausserdem darf (will) ich jetzt auch endlich mal wieder einen lockeren Tourbericht für diese Internetseite schreiben. Viel Spass damit und Glück Auf...
Tag 1: Anreise und Grillen
Pünktlich um 14.00 Uhr parkte Tommi vor meiner Haustür in Wuppertal und wir luden mein Gezähe in den geräumigen Kofferraum. Das nächste Ziel war die Klingenstadt Solingen, wo unser Peperoni-Züchter Martin schon auf unsere Ankunft wartete. Doch auf der 12 Kilometer langen Fahrt in die Nachbarstadt Solingen traten schon die ersten Probleme auf. Eine verschissene Baustelle mit Ampel verwandelte den Verkehr auf der Schnellstrasse, in diesem Fall Langsamfahrstrasse, in einen hübschen Stau, so dass wir viel Zeit hatten, den wunderbaren Wald "Burgholz" bei Cronenberg ganz genau zu betrachten. Nach gut einer Stunde Schleichzeit waren wir dann endlich in Solingen und luden Martin mitsamt seinem Gerümpel und seinen Peperonis in unser Wuddi ein. Nachdem das Navi von Tommis Auto mit unserem Zielort im Harz gefüttert wurde, konnte die eigentliche Reise, raus aus NRW, endlich losgehen. Doch die Reiseroute zur Autobahn führte uns erneut durch den Wuppertaler Wald, mit seinen herrlichen Baustellen, so dass wir nach zwei Stunden Fahrzeit endlich auf der Autobahn waren und ich der Ausfahrt "Wuppertal-Elberfeld" noch einmal zuwinken konnte. Am Kreuz Wuppertal-Nord hatten wir dann ein brennendes Auto bewundert und fügeten uns in den Schneckenverkehr der Autobahn A1 ein. Wenigstens war hier ein Fahrstreifen zur Verfügung, das ist doch schon mal was, auf einer sonst dreispurigen Autobahn. Der Beginn der Herbstferien und die Tatsache, dass an Wochentagen noch einige an Lastkraftwagen und Kölner unterwegs sind, ließ uns die projektierte Ankunftszeit von spätestens 20.00 Uhr in weite Ferne rücken. Und wir wollten das Zelt noch im "hellen" aufbauen. Nach drei Stunden Fahrt waren wir dann endlich bei Dortmund (40 Kilometer von Wuppertal entfernt) und wechselten auf die A44 in Richtung Kassel. Auch hier zeigte uns die (elektronische) Tachonadel selten eine dreistellige Zahl an. Irgendwo bei Erwitte/Büren, also noch in Nordrhein Westfalen, legeten wir eine kleine Pause ein um Pipi zu machen und gegen den Frust eine schöne Flasche Fiege Bernstein zu trinken. Nachdem wir viel später bei Kassel die Autobahn gewechselt hatten, jetzt ging es endlich zügig (dreistellig) auf der A7 weiter, verließen wir hinter Göttingen den Highway Seven und fuhren über Land weiter.
Kurz hinter Osterode fing das Gebirge "Harz" an und wenn es nicht schon lange dunkel gewesen wäre, hätten wir die wunderbare Waldlandschaft noch ein bisschen mehr genießen können. Die weitere Fahrt war relativ unspektakulär und ab und zu kam uns sogar ein anderes Auto entgegen. Da die Schranke von dem Campingplatz in unserem Zielort pünktlich um 22.00 Uhr schließt, kamen wir natürlich erst um 22.10 Uhr dort an und mussten mal wieder warten, bis der Mensch mit dem Schlüssel angewackelt kam. Nach einer kurzen Begrüßung mussten wir dann nur noch "mal eben" unser großes Zelt aufbauen. Was bei Tageslicht kein grösseres Problem darstellt, war in der Dunklheit und mit der langen Fahrt in den Knochen schon eine kleine Herausforderung. Extra für uns hatte sich der Harz auch etwas Besonderes ausgedacht – nämlich Bodenfrost. Hurra! Zum Glück blieb es (noch) trocken. Aber auch diese Aufgabe wurde mit Hilfe von allen Beteiligten gemeistert, so dass wir gegen Mitternacht endlich zum gemütlichen Teil des Abends übergehen konnten. Und schon tauchte das nächste Problem auf. Dennis und Svenska hatten die Aufgabe, auf ihrer Anreise Grillgut und Saalfelder Bier zu kaufen. Da sie "mal eben kurz" auf dem Weg noch eine kleine U-Verlagerung befahren mussten, haben sie doch glatt unser aller Abendessen vergessen. Zum Glück hatten wir "zufällig" Würstchen, Steaks, Toast und eine Kiste Fiege Bernstein, für Notfälle, dabei. Und weil Freundschaft dicker als Obelix ist, konnten wir auch über dieses kleine Unpässlichkeit nur lachen...
Dressed to Grill
Tag 2: Gelbe Tannen und Untertage-Verlagerungen
Als ich am nächsten Morgen aufwachte, trommelte der Regen auf unser Zeltdach. Herrlich. Man möchte die Penntüte am liebsten nicht verlassen, den Reisverschluss bis zur Nase hochziehen und noch mindestens eine Stunde lang weiter dösen. Aber das Bernstein machte sich bemerkbar und drückte doch gewaltig im Zentrum. Also raus aus dem gemütlichen Schlafgemach, und mit Jogginghose und Chucks, wie es sich für richtige Camper gehört, zur Sanitärbaracke gelatscht. Vor unserem Zelt war über Nacht ein kleiner See entstanden, so dass meine Mauken nach genau zwei Schritten nass waren. Nebenbei bemerkt: Unser geräumiges Vorzelt diente die ganze Zeit als Mannschaftsraum, Mensa und Einsatzzentrale, so dass nach dem ständigen "rein und raus" die Plane schon nach kurzer Zeit aussah, wie die Sohle in einen schönen Altbergbaustollen, komplett mit Lehm und Wasserrösche. Das andere Zelt sah auch nicht viel besser aus, nur war es viel zu klein für fünf Personen. Um unseren Bedarf an Grillgut, Bier und anderen Kleinigkeiten zu decken, fuhren Tommi und Sven am Vormittag zu allen drei Supermärkten in dem Kaff, weil immer irgendwas fehlte. Tja, auf dem Lande gibt es halt kein Marktkauf, Real oder ähnliche Vollsortimenter. Der Einkauf wurde durch fünf geteilt und nach einem Frühstück packte jeder seine Ausrüstung in den Rucksack und endlich ging es wieder los. Unser erstes Ziel an diesem Tag war ein Sandsteinbruch, irgendwo bei einer ostdeutschen Kleinstadt, welche im Laufe des Tages auch feierlich zu Stollenhausen eingemeindet wurde. Auf der Fahrt dorthin erzählte uns Svenska irgendwas von gelben Tannen, auf welche wir achten sollten. Hä? Fragezeichen schwebten über unseren Köpfen. Ich sah nur vom Borkenkäferbefall gezeichnete braune Tannen und gelbe Tonnen am Straßenrand. Nach ein paar Kilometern war uns allerdings klar, was Svenska meinte. Die "gelben Tannen" waren Hinweisschilder mit Bergbaubezug. Im Harz gab es also Bergbau – das hätte ich jetzt nicht gedacht. Ungefähr 28 gelbe Tannen später erreichten wir erstens ein regenfreies Gebiet im Harz und zweitens den Parkplatz vor dem besagtem Sandsteinbruch. Die Suche nach einem offenen Stollenmundloch dauerte exakt zwei Minuten und endlich waren wir wieder in der Welt unter Tage. Ein wunderschöner Pfeiler-Kammer-Bau empfing uns und die Reste der ehemaligen Untertage-Verlagerung wurden neben dem Altbergbau ausgiebig erkundet und fotografiert. (Einen eigenen Bericht darüber gibt es bald hier auf dieser Seite.)
Nach dieser ersten Exkursion stand eine weitere U-Verlagerung, diesmal ein Stollenneubau, beziehungsweise ein Ausbau einer bestehenden Stollenanlage, auf unserem Tagesprogramm. Erneut ging die kurze Fahrt, diesmal ohne gelbe Tannen, durch die vorhin genannte ostdeutsche Kleinstadt mit der süssen Straßenbahn, welche allerdings nur jede Stunde fährt, zu einen weiteren Parkplatz am Stadtrand. Diesmal mussten wir über sechs Minuten laufen, um den Berg unserer Begierde zu erreichen. Noch einmal kurz fünf Minuten durch dem Wald und schon standen wir vor mehreren gesprengten Stollenmundlöchern, welche uns verschlucken wollten. Na gut, da sagen wir nicht nein und rutschten voller Vorfreude in die Dunkelheit des Berges. Diese Untertage-Verlagerung wurde nach dem Krieg von den Alliierten geprengt, so dass wir immer wieder schlufen oder klettern mussten, um neue Produktionshallen zu erreichen. Es gibt immer wieder mal ehemalige U-Verlagerungen, wo man wirklich nach Relikten aus der Kriegszeit suchen muss, um einen Beweis zu haben. Doch hier waren noch unglaublich viele Reste aus der Produktionszeit vorhanden. Ich fand es klasse, aber auch die anderen Befahrer waren in ihrem Element, wobei allerdings die Altbergbaufreunde in meiner Gruppe etwas zu kurz bei dieser Befahrung kamen. Und das sollte sich an diesem Tag auch nicht mehr ändern, denn der nächste Punkt auf unserer Liste war wieder eine Untertage-Verlagerung. Nach einem kurzen Spaziergang durch den Wald, inzwischen hat sich sogar mal kurz die Sonne gezeigt, erreichten wir das dritte Exkursionsziel an diesem Tag. Eine weitere Untertage-Verlagerung, diesmal in einem ehmaligen Felsenkeller, erwartete uns mit einem offenen Stollenmundloch. Auch hier zeigte sich die Routine meiner Truppe. Die Fotografen fotografierten, die Filmer filmten, die Befahrer befuhren und alle waren glücklich. Danach erkundeten wir noch den umliegenden Wald, fanden noch ein paar weitere Stollenmundlöcher und tranken erstmal gemeinschaftlich ein gutes Bier aus dem Harz vor einem kleinen aber feinem Schlufloch. Komischerweise hatten bis jetzt alle unsere untertägigen Anlagen an diesem Tag keine gelbe Tanne vor dem Mundloch. Naja, das könnte daran liegen, dass U-Verlagerungen nunmal kein historischer Bergbau sind.
Nachdem wir alle wieder im Auto saßen und losfuhren, verwandelte sich der Himmel von Sonnengelb mit weißer Watte zu Dunkelgrau bis Anthrazit mit sehr viel Wasser aus allen Richtungen, so dass wir den vierten Programmpunkt an diesem Tage, wieder eine U-Verlagerung, diesmal in einen Tunnel, sein liessen und zu unserem Campingplatz zurück fuhren. Der Brocken in der Ferne sah bei diesem Wetter echt bedrohlich aus. Das lag bestimmt auch am Berggeist. Auf unserem Campingplatz angekommen, es war so gegen 20.30 Uhr, bauten wir erstmal im Regen den Pavillon auf, der uns vor selbigen schützen sollte und vor Allem den Grill einigermaßen trocken halten sollte. Danach saßen wir alle unter dem Pavillon, tranken Bier, und ich grillte jede Menge Fleischlappen und Würstchen für die hungrige Meute. Auch einige der Peperonis von Martin mussten schwitzen. So richtig trocken war es hier auch nicht, der Regen kam oft von der Seite, angetrieben von einem heftigen Wind, und der Grill stand in dem See vor dem Zelt, wobei nur die große Menge an Holzkohle das Dingen am Kacken hielt. Nach dem Essen zogen wir uns alle wieder in unser Vorzelt zurück, tranken noch gemütlich das eine oder andere Bierchen, unterhielten uns über das Thema unter Tage, bevor wir dann endlich, diesmal etwas früher als gestern, ins Bettchen fielen. In der Nacht besuchte uns noch ein sehr dreister Fuchs im Zelt, der auf der Suche nach was zu Essen war. Der Waschbär lungerte nur vor dem Zelt herum und interessierte sich mehr für die Brötchen von unseren Nachbarn. Gute Nacht, Harz. Dieses war der erste Streich – doch der Zweite folgt sogleich. Doch zuvor noch ein paar Fotos zur Auflockerung.
Hals und Steinbruch
Pfeiler und Kammerbau
Unterirdischer Steinbruch
Geiler Pfeiler
Ein Klassiker - Das Foto
Alte Inschrift
Stollenmundloch mit Autotür
Die Befahrung beginnt immer am Stollenmundloch
Untertage-Verlagerung
15 Sekunden lang nicht bewegen
Wandertag / Suchtour
So muss ein Stollenmundloch aussehen
Grüntag
Graffiti aus den 40er Jahren
Lecker Bierchen
Tag 3: Tag der offenen Tür
Es war Sonntag, ca. 03.20 Morgens, der Altenauer Harzer Urstoff, ein verdammt leckeres Bierchen in der Bügelflasche aus dem Harz, gab Pfötchen und wollte ins Freie. In Freie wollte ich zwar nicht unbedingt, aber der Druck in der Leistengegend zwang mich dazu.
Der auf das Zeltdach fallende Platzregen in der Nacht hörte sich ähnlich an, wie die Snare von meiner Lieblingsband "Last Days Of Humanity" aus Holland. Pfötchen gab auch der Fuchs, welcher zum vierten oder fünften Mal in dieser Nacht in unserm Zelt war und die Kühlbox mit dem Grillfleisch untersuchte. Oder bewachte, wer weiß das schon. Nachdem ich eine der Tannen im angrenzenden Wald mit meinen "Gelb" beglückt hatte (gelbe Tanne?) legte ich mich wieder hin, ohne zu ahnen, dass ich eine Kettenreaktion ausgelöst hatte, und alle nochmal kurz "austreten" mussten. Der Schlaf danach war vom Feinsten. Das nächste mal wurde ich um 08.00 Uhr wach. Genau die richtige Zeit für eine schöne Reispfanne. Doch bevor ich mir mir mein Frühstück zubereitete, wackelte ich zunächst durch das ungewollte Nass (Regen) in das gewollte Nass (Dusche). Aaaah, herrlich. Nachdem ich meinen Reis mit Scheiss verdrückt hatte, machte ich Kaffee für alle, und siehe da, plötzlich tauchten alle meine Freunde wieder auf und wir besprachen die letzten Einzelheiten für den heutigen Tag – bei einer guten Tasse Kaffee. Der Schwerpunkt des heutigen Tages war der Altbergbau im Harz. Da es einfach zu viele Bergwerke im Harz gibt, haben wir uns auf eine spezielle Region geeinigt. Los ging es um etwa 10.30 Uhr. Ziel war ein Parkplatz, irgendwo im Harz, von wo aus wir mehrere interessante Locations erreichen konnten. Dank der Vorarbeit von Dennis und Svenska hatten wir zwei Möglichkeiten zu parken. Unser Fahrer Tommi entschied sich für die zweite Möglichkeit, da er kein Geländewagen, wie Svenska, hatte. Unsere Fahrt dorthin führte uns vorbei an der Grube Büchenberg, Rübeland mit seinen ganzen Höhlen, und vielen weiteren (Besucher-) Bergwerken, welche zwar bestimmt interessant wären, aber uns heute nicht interessierten.
Nachdem wir unsere Plünnen zusammen gepackt hatten, ging endlich unsere Suchtour durch den Wald los. So etwas liebe ich. Sogar der Regen hörte vorerst auf und die Sonne wünschte uns einen guten Tag. Unser erstes Ziel an diesem Tag war ein altes Schieferbergbau-Gebiet mit mehreren Tagebauen, welche von uns gründlich durchsucht wurden. Dabei teilten wir uns in mehrere kleine Gruppen auf und wünschten uns: Hals und Steinbruch! Zwischendurch sammelte unser Martin, ganz nach Survival-Art, leckere Bucheckern und Brombeeren. Nach der ganzen Kletterei, Sucherei, Überraschungsei, durch die Tagebaue, wir hatten bis jetzt nur verschüttete Stollenmundlöcher gefunden, wechselten wir die Überschrift von Schieferbergbau in Eisenerzberbau. Wir wanderten ins nächste Tal, überquerten die Hauptstrasse, und waren sehr überrascht, hier in neben der Bahntrasse viele Menschen zu sehen. Sind wir doch bis hier hin niemanden begegnet, und das war auch gut so, standen hier plötzlich mehrere Gruppen von Menschen im Wald herum. Neben den Einheimischen, Eisenbahnfreunden aus ganz Deutschland, wartete auch die Hausfrauengruppe Olpe-Süd auf die Vorbeifahrt der Harzer Dampflok Irgendwat. Das Dampfroß kam dann auch nach ein paar Minuten und wir waren ganz kurz Zeugen dieses töften Ereignisses, was mindestens die Weltgeschichte in nachhaltiger Form beeinflussen wird. Ebenso wichtig für die Weltgeschichte war auch die Wanderung unserseits in die richtige Richtung, nur im falschen Tal, wobei wir aber doch ein paar interessante Relikte fanden, um dann nach einiger Zeit wieder umkehrten, und dann, bevor der große Regen kam, eine leckere Bierpause einlegten, zum Entschluss kamen, dass hier nichts Besonderes mehr zu finden sei. Nach der Bierpause, welche eigentlich immer erst nach dem Fund des ersten Stollenmundlochs statt findet, wanderten wir wieder durch den Wald und freuten uns über die Erfrischung von oben. Dieses Mal waren wir aber im richtigen Tal und nach ein paar Minuten kam der Spruch von Martin: Stollenmundlöcher auf linker Seite. Jawoll, da waren sie – zwei Harzer Knaller direkt nebeneinander. Einmal der Harzer Hexenknall und zum Anderen der Harzer Pfau Knaller – zwei wunderschöne Reibkopfknaller-Raritäten in rot und in lila... Äh, da bin ich doch ausversehen wieder bei meinem Feuerwerk gelandet. Sorry, aber manchmal setzen sich meine Gedankenspiele einfach durch. Die "Harzer Knaller" waren natürlich zwei Stollenmundlöcher, welche sich direkt neben dem Weg, in einer kleinen Schlucht, befanden. Die beiden Bergwerksstollen waren sehr schön anzusehen, wunderbar im Halbtonnengewölbe aufgefahren und mit Sandstein ausgemauert, doch leider vergittert und somit verschlossen – so zumindest der erste Eindruck.
Es haben bestimmt schon viele Wanderer und Urbexer an dem Gitter in dem Stollen gerüttelt und sind dann weiter gelaufen. Doch hier machte sich mal wieder unsere langjährige Erfahrung bezahlt. Ich habe einfach schon zu viel an Verschleierungstechniken an Verschlüssen in meinem Leben gesehen, so dass ich IMMER erstmal alles genau untersuche, bevor wir weitergehen können. So auch in diesem Fall. Mit einem Trick ließ sich die Gittertür öffnen und ich sagte den anderen eher nebenbei, dass ich mich hier mal kurz vor dem Regen unterstellen möchte. Meine Gang wollte sich anscheinend auch unterstellen, denn nach nur 50 Sekunden standen alle im Stollen. Die Gittertür wurde zugezogen, alle kramten ihre Befahrerausrüstung aus ihren Rucksäcken und zwei Minuten später wanderten wir gemütlich duch den Stollen des Eisenerzbergwerks und erkundeten den schönen Harz von innen. Glück Auf! An dieser Stelle machen wir einen kleinen Zeitsprung nach vorne. Wir befinden uns immernoch auf dem ehemaligen Betriebsgelände des Bergwerks und erkundeten gerade die alte Verladeanlage der Grube, bevor wir uns weiter auf den Weg machten, einen ehemaligen Eisenbahntunnel der Grubenbahn, welcher sich ebenfalls hier in der Nähe befinden soll, zu suchen. Ein altes verfallendes Gebäude auf dem Weg zog kurz unsere Aufmerksamkeit auf sich, bevor wir endlich den alten Tunnel in einer Schlucht fanden. Auch dieser war leider verschlossen, sogar zwei mal. Ein Gitter in dem neu angelegtem Eingangsstollen und ein weiteres Gitter, einige Meter entfernt, in dem ehemaligen Tunnel versperrte uns den gewünschten Weg nach unter Tage. Doch wie die Überschrift schon deutlich gemacht hat, hatten wir heute Tag der offenen Tür. Da unsere Ausrüstung einfach perfekt war/ist, befand sich neben Funkgeräten, einer Drohne, Kartenmaterial, Bier, auch ein kleiner Werkzeugkoffer mit Knarrenkasten in einem unserer Rucksäcke, so dass die lächerliche 13er Schraube (welch seltene Größe) mit vier Kontermuttern in dem ersten Gittertor uns nicht aufhalten konnte. Das nächste Problem waren die großen Gitter in dem eigentlichen Tunnelportal. Die schlankeren Befahrer quetschten sich zwischen den Stangen durch und riskierten einen ersten Blick. Doch unser "Neuling" Dennis, von nun ab Türmechaniker genannt, erkannte schnell, dass auch hier mit einem Trick die mit einem Schoss verschlossende Tür im innereren des Berges zu überlisten war. Dankeschön. Jetzt konnten auch endlich die Männer mit dem dicken Biermuskel den Tunnel befahren.
In dem alten Tunnel waren einige Einbauten, welche allerdings aus der DDR-Zeit stammten. Nach gut einem Kilometer standen wir am Ende des Tunnels vor einer massiven Stahltür. Von hier aus ging es nur noch rückwärts. Wie immer wurden einige Fotos geschossen, diskutiert und die Anlage genau durchsucht. Ein ehemaliger Geocache in der Ulme (Stoß im Tunnel) erinnerte an eine Zeit, wo der Tunnel noch mit weniger Aufwand zu befahren war. Irgendeiner von uns wollte den alten Cache mitnehmen, aber genausogut hätte man das Dingen auch grün anpinseln und der nächstbesten Hippe zum Fressen hinwerfen können. Nachdem wir alles wieder ordnungsgemäß verschlossen hatten, wanderten wir weiter duch den Harz. Doch irgendwer war so unvorsichtig und riskierte einen Blick auf seine Uhr. Das Ergebnis war fatal. Wir hatten doch glatt die Zeit vergessen und plötzlich kreisten die Gedanken aller nur um das Thema "Abendessen" und "Bier trinken". Jeder von euch kennt das Phänomen: Du fährst um 14.00 Uhr ein, bist gefühlt drei Stunden unter Tage und bei der Ausfahrt ist es schon 22.00 Uhr. Das nur so als Beispiel. Der nächste Programmpunkt auf unserer Liste wurde komplett gestrichen und wir fuhren zum Campingplatz zurück. Die Schranke war noch offen für alles und wir retteten erst einmal den Grill aus dem See vor unseren Zelten. Unter dem Pavillon vor dem Gemeinschaftszelt machten wir es uns wieder einmal gemütlich. Die Wetterverhältnisse waren mit 4 Grad Temperatur und heftigen Schauern genau richtig für eine kleine Grillparty im Freien. Wir grillten erstmal einen großen Teil des Einkaufs vom Vortag weg. Grillmaster war wie immer ich. Daneben wurden noch ein paar leckere Bierchen getrunken und der Tag wurde wie gestern auch schon als voller Erfolg verbucht. Fünf Befahrungen in zwei Tage – wat willste mehr. Bis noch spät in die Nacht hinein saßen wir zusammen, tranken Bier und freuten uns einfach darüber, dass wir fünf Freunde so ein tolles Wochenende zusammen erleben durften. Das kann uns keiner mehr nehmen...
Die Halde (links) erweckt unserer Interesse
Pause im Wald
Noch eine Pause
Beton im Wald
Dampflok im Harz
Wanderfreunde
Getz erstma nen lecker Pilsken, woll
Hm, da fehlt mir jetzt noch der letzte Beweis, dass es sich um ein Bergwerksgebäude handelt
Jawoll, meine Sony Cybershot ist immernoch im Einsatz
Unter Tage - irgendwo im Harz
Hallen und Kammern in einem ehemaligen Eisenerzbergwerk im Harz
Wo bleibt de Knarrenrkasten?
Tunnel
Auf dem Campingplatz
Das einzige Gruppenbild unserer Tour hat Tommi gemacht
Tag 4: Rückbau und Regen
Über den letzten Tag gibt es eigentlich nicht viel berichten. Der Urlaub war einfach viel zu kurz und das nächste Mal wollen wir wieder zwei Wochen am Stück in irgendeinem Stadtteil von Stollenhausen verbringen. Der Abschied fiel uns allen schwer und die Rückfahrt verlief ohne großartige Störungen oder Staus. Nur das Gepäck war ca. 10 Kilo schwerer, was wohl an dem Harzer Regen lag, welcher noch Tage in unseren Klamotten wohnen sollte...
Harzer Knaller - dieses Foto sollte eigentlich ganz oben hin, gefiel mir aber nicht so
© u-verlagerungen.de, oktober 2022
Unterwegs im Harz waren:
Svenska Minehunters, Dennis Türmechaniker, Martin Minehunters, Tommi Bergbau und Eismann U-Verlagerungen
Dieser Text wurde von Eismann ausgedacht, niedergeschrieben und veröffentlicht
Die Fotos stammen von Eismann und Tommi
In unserem Kurzurlaub wurden 4 Kisten Bier, 24 Flaschen Wasser, 29 Bratwürstchen, 22 Steaks, 25 Tassen Kaffee, 3 Packungen Toast, jede Menge Brötchen, Käse und Aufschnitt, ein Beutel Chilis und ein Glas Nutella verbraucht.
Der Fuchs bewacht unser Grillgut