Finde den Fisch (ein kleiner Tourbericht)
Auf der Suche nach der U-Verlagerung "Kaulkopf"
Moiners, es gibt einige Kategorien hier auf der Seite, die ich in schöner Regelmässigkeit vernachlässige. Waren die doch recht locker geschriebenen Tourberichte auf "untertage-übertage" noch relativ häufig vorhanden, sind sie hier auf "u-verlagerungen" eher selten zu finden. Doch damit ist jetzt erst mal Schluss. Ein paar Tour-Berichte werden hier in nächster Zeit noch folgen, zumal ich in bei den Berichten über die Untertage-Verlagerungen immer versuche möglichst "sachlich" zu bleiben und nicht frei Schnauze tippen kann und darf. (Zwangsarbeiter, Häftlinge, Unterdrückung, Misshandlung, usw...)
Aber hier geht es nun um das Auffinden einer bestimmten, geplanten U-Verlagerung mit dem Decknamen Kaulkopf. Doch fangen wir einmal (fast) ganz von vorne an. Nachdem wir unser Urlaubs-Domizil, irgendwo im Thüringer Wald, bezogen haben, geht es immer beim ersten Abend darum, die nächsten Touren zu planen. Nachdem unsere Bäuche mit Thüringer Rostern vom Grill gefüllt sind, sitzen wir mit einer leckeren Flasche Saalfelder in der Hand gemütlich beisammen und stellen das Programm der nächsten Tage und Nächte zusammen. Es gibt eigentlich immer einige Bergwerke und Untertage-Verlagerungen, die wir auf jeden Fall erkunden müssen und oberste Priorität haben. Dazu kommen meistens auch einige Suchtouren oder auch Museumsbesuche, welche oft spontan zu dem Hauptprogramm hinzu gefügt werden. So auch diese Suchtour. Über die U-Verlagerung Kaulkopf gibt es erst einmal überhaupt keine Informationen. Aber das kann sich später, nach gezielter Suche in den Archiven durchaus ändern. Uns war also erstmal nur der Deckname und der Standort "Kaiserbruch" bekannt, bevor wir uns auf den Weg machten, das Bergwerk zu suchen. Doch das Ganze war garnicht so einfach. Schon der sogenannte Kaiserbruch schien nie existiert zu haben. Im Handbuch vom Fähnlein Fieselschweif fanden wir dann endlich den entscheiden Hinweis, dass der Kaiserbruch in Wirklichkeit auf den Namen Kaiser Wilhelm Bruch hört, und sich irgendwo bei Stollenhausen befindet, Er hat auch nichts mit dem fast gleichnamigen Wilhelmbruch (U-Verlagerung Ricke – Link), einem weiteren Schieferbruch in der Gegend zu tun. So weit, so gut. Da der Thüringische Dorfbewohner in der Regel etwas pikiert reagiert, wenn er "ausländische", in diesem Fall "westfälische" Kennzeichen in seinem Gebiet registriert, parkten wir an einem einsamen Feld, in sicherer Entfernung zum Objekt unserer Begierde. Wir packten wie immer unsere Plünnen zusammen und erreichten nach kurzer Wanderung unser Ziel. Die gewaltige Halde verriet uns, dass wir genau richtig waren. Obwohl wir uns trennten, und Dieses kommt bei unseren Suchtouren häufig vor, trafen wir uns schon nach kurzer Zeit alle in dem alten Tagebau wieder. Tja, die jahrelange Erfahrung macht sich bezahlt. In dem alten Schiefer-Tagebau fanden wir den Zugang in einen völlig abgesoffenen Hohlbau, einen herrlichen Wasserfall und ein weiteres Stollenmundloch, vor welchem nun unser Lager aufgeschlagen wurde. Der Stollen endete leider blind im Gebirge. Wenn hier also eine U-Verlagerung mit dem Decknamen Kaulkopf geplant war, dann nur in den abgesoffenen Hohlbauen des Bergwerks. Aber die können leider nur noch von Tauchern befahren werden. Ich werde später noch einmal näher auf das Schieferbergwerk Kaiser Wilhelm eingehen, aber bis dahin geht es weiter mit unserer Suchtour. War bis jetzt alles "Fiege-Freude-Eierkuchen", standen wir nach kurzer Befahrung vor einem neuen Problem. In der Steilwand des Steinbruchs befand sich auf halber Höhe ein weiteres Stollenmundloch, welches beim besten Willen nicht ohne Seilschaft zu erreichen war. Wir standen unten auf der Sohle und starrten nach oben. Geschätzte sieben Meter trennten uns vom Glück (Auf). Mir kam spontan die Idee, einen Katalonischen Menschenturm zu bilden, so dass der Leichteste und Oberste, in diesem Falle Martin, einen Blick in den Stollen werfen konnte. Doch meine Idee wurde leider nicht für gut empfunden. Danach suchten wir alle noch einige Zeit das interessante Gelände ab, allerdings ohne weitere Stollen zu finden, bevor wir wieder zurück zu unserem Auto gingen. Danach stand noch eine weitere Tour in unserem Programmheft, aber das ist eine andere Geschichte, von der ich euch vielleicht das nächste mal berichte. Hier jetzt erstmal ein paar Fotos von der "Finde den Fisch" Tour im Thüringer Wald.
Beton im Wald
Alterbergbau
Stollenstrecke
Altbergbau in Thüringer Schiefergebirge
Stollenmundloch im Tagebau
Das Licht am Ende...
Altbergbau in Thüringen – der Kaiser Wilhelm Bruch (ein kurzer Abriss)
Die Anfänge des Schieferbruchs gehen auf das Jahr 1836 zurück. Die erste Verleihung erfolgte durch das Bergamt an den Muter Johann Christian Fleischmann, welcher die Dachschiefergrube rund 50 Jahre unter dem Namen "Fleischmannsbruch" betrieb. In den 1870er Jahren sind zwischen 10 und 30 Bergarbeiter in dem Steinbruch beschäftigt, welche zwischen 5.000 und 9.000 Zentner Dachschieferplatten pro Jahr fertigten. Ab 1876 erfolgte die Umbenennung in Kaiser-Wilhelm-Bruch durch auswärtige Investoren. Zwischen den Jahren 1884 und 1895 übernahm Karl August Glaser etappenweise das Bergwerk. Seitdem heisst der Kaiser-Wilhelm-Bruch auch Glaserbruch. Im Jahre 1913 wurde eine elektrisch Pumpe installiert und die Jahrsproduktion liegt bei konstant 200 Tonnen. Am ersten Mai 1915, das Bergwerk gehört mittlerweile dem Sohn Willy Glaser, erstmals stillgelegt. Vier Jahre später, im Jahre 1919, beginnen wieder die bergmännischen Arbeiten in dem Schieferbruch. Ab 1937 wird im Kaiser Wilhelm Bruch auch erstmals unter Tage der Dachschiefer gewonnen. Der oben gezeigte Stollen wurde tatsächlich wärend des Zweiten Weltkrieges aufgefahren. Allerdings hatte er mit einer möglichen U-Verlagerung wenig zu tun. In den Jahren 1941 / 1942 wurde der Stollen von Willy Glaser in das Schiefergebirge getrieben, um eventuelle neue Schieferlager ausfindig zu machen – leider ohne Erfolg. Im Jahre 1951 endete der Schieferberbau im Kaiser-Wilhelm-Bruch als einer der letzten Privat-Betriebe des Reviers und der Steiger Willy Glaser begann mit seinem letzten Job im Oertelsbruch...
Eine wichtige Mitteilung an Karl Heinz Große Klappe (der mit dem Bernsteinzimmer) und Konsorten habe ich hier noch: Das Bernsteinzimmer war leider auch nicht im Kaiserbruch, obwohl gegen Ende 1944 mindestens 200 LKW mit tausenden von Holzkisten mit unbekannten Inhalt in der Region, vor Allem in der Nacht, gesichtet wurden. Genausowenig wie in den anderen Bergwerken in Thüringen oder gar in Wuppertal. Am besten ihr geht nochmals im Jonastal suchen...
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Spürhunde:
Martin Minehunters, Svenska Minehunters, Olli Alterbergbau und Olly U-Verlagerungen
Dieser Text und Fotos: Eismann, März 2022