U-Verlagerung "Basalt" - Projekt "Dachs IV"
Am Stadtrand von Osterode befinden sich mehrere Steinbrüche, in denen seit vielen Jahren Gips abgebaut wurde. Einige der Steinbrüche sind auch heute noch in betrieb. Da Steinbrüche ansich schon sehr interessant sind und oftmals einen versteckten Eingang in die für uns interessante, sieben Grad kühle Unterwelt breithalten, schauten wir uns entlang der Steilwände um. Ein Tagebau interressierte uns dabei besonders. In den weißen Anhydritwänden, am Fuße des Berges befanden sich einige imposante Stollenmundlöcher, welche unsere Aufmerksamkeit erweckten. Wir hatten gefunden, was wir suchten: Die Überreste der Untertage-Verlagerung "Dachs IV" bei Osterode. Wie bei allen anderen Dachs-Anlagen auch, sollte hier eine bombensichere Großraffinerie im Berg entstehen. Das Stollensystem wurde eigens für die Raffinerie konzipiert und neu erstellt. Der Deckname der Neuanlage "Dachs IV" wurde aus der Gesteinskunde gewählt und lautete "Basalt". Diese Untertage-Verlagerung gehörte zum sogenannten "Geilenberg-Programm", dem Mineralölsicherungsplan, welcher nach einem Führererlass Ende Mai 1944 zur Wiederherstellung zerstörter Werke der Mineralölindustrie, beschlossen wurde. Leiter und Namensgeber des Mineralölsicherungsplans war Edmund Geilenberg. Die Firma Rhenania-Ossag AG aus Hamburg war, wie andere Raffinerien auch, zum wiederholten male durch Bombenangriffe so schwer zerstört worden, daß an einen übertägigen Aufbau des Hydrierwerkes nicht mehr zu denken war. Sie stellte also einen Antrag auf die Verlagerung, auf den unterirdischen Wiederaufbau der zerstörten Fabrik. Auf einer Besprechung der Mineralöl-Baugesellschaft unter dem Vorsitz von Edmund Geilenberg wurde der Firma Rhenania-Ossag mitgeteilt, dass sie ihr H-Werk unter dem Projektnamen "Dachs IV" in eine Naturhöhle verlagern könne. Der neue bombensichere Standort wäre dann die Höhle "Heimkehle" bei Nordhausen im Harz. Doch in der "Heimkehle" befand sich schon eine andere Rüstungsfabrik. Seit März 1944 waren die Junkerswerke mit der Produktion von Flugzeugteilen für die Ju 88 und Ju 188 in die Höhle eingezogen (Deckname "Heller" - Projekt "A5"), und der Jägerstab war alles Andere als begeistert, als er von den Plänen der Mineralbaugesellschaft erfuhr. Das Projekt "Dachs IV" in der Heimkehle wurde letzlich abgewendet und die Suche nach einem neuen Standort begann. Der zweite Vorschlag zur U-Verlagerung der Firma Rhenania bestand aus einem schon vorhandenen Stollensystem in einem Kalksteinbruch bei Miltitz. Durch den untertägigen Kalksteinabbau waren große Hohlräume im Berg vorhanden, die mit Leichtigkeit eine Dachs-Anlage aufnehmen konnten. Die Umbaumaßnahmen wären relativ gering gewesen. Doch das Problem war der enorme Wasserzufluss in dem stillgelegten Bergwerk. Die Stollen standen unter Wasser und das notwendige Entsümpfen der Anlage wäre zu Zeitaufwendig geworden. Ein weiteres Problem bestand in der Stromversorgung, die erst nach dem Teufen der Sumpfschächte erfolgen konnte. Also sah man auch von diesem Standort ab und suchte erneut.Bei einem weiteren Treffen mit dem Direktor des Leuna-Werkes spachen die Vertreter der Rhenania-Ossag AG die fehlgeschlagenen Verlagerungsversuche an, woraufhin der Leuna-Direktor die Verlagerung in einen Anhydritberg vorschlug. Das Gestein Anhydrit bot zwei entscheidene Vorteile für ein Stollenneubau. Zum einen war es weich genug um einen schnellen und kostengünstigen Stollenvortrieb zu ermöglichen. Zum Anderen ist das Gestein hart genug, daß fast kein Stollenausbau nötig sein würde. Nach diesem Gespräch wurde der Geologe Professor Dr. Schriel, der Direktor des Geologischen Instituts in Göttingen, beauftragt, einen geeigneten Standort für den Bau der Untertage-Anlage "Dachs IV" ausfindig zu machen.
Nach einer Untersuchung von Geologen des Reichamtes für Bodenforschung wurden die Anhydritsteinbrüche bei Osterode als geeignet für den Stollenneubau erklärt. Auch die anderen Voraussetzungen zum Bau einer U-Verlagerung waren gegeben: Die Verkehrsanbindung war durch die Bahntrasse Osterode-Kreiensen gegeben. Die Wasserversorgung konnte durch die Söse gewährleistet werden und die vorläufige Stromversorgung konnte aus dem Steinbruchbetrieb entnommen werden.Nachdem auch die Stärke des Deckgebirges von rund 90 Metern für Ausreichend erklärt wurde, wurde das Untersuchungsergebniss an die Firma Rhenania-Ossag und an den Arbeitsstab Geilenberg weitergereicht. Dies hatte zur Folge, daß am 18. 09. 1944 eine neue Besprechung angesetzt wurde. Die Besprechung fand auf der Baustelle der U-Verlagerung "Zinnstein" am Kohnstein bei Nordhausen statt. (In der U-Verlagerung "Zinnstein" sollten ebenfalls die Geilenberg-Projekte "Eber" und "Kuckuck 1" in einem Stollenneubau entstehen. Die Anlage "Zinnstein" gehörte dem Komplex "Mittelbau" an.) Hauptthema der Besprechung war nun das geheime Bauvorhaben "Dachs IV" bei Osterode. Die U-Verlagerung war nun in trockenen Tüchern, sprich beschlossene Sache. Im Laufe der Besprechung wurde nun erörtert, wer die Bauausführung übernahm. Die Bauleitung wurde dem Bergwerksdirektor Müller aufgetragen. Dieser war auch für den Bau der Anlage "Kuckuck I" verantwortlich. Für die bergmännischen Arbeiten war die Firma "Großdeutsche Schachtbau" unter Leitung Herrn Ing. Gerrath von der Organisation Todt, vorgesehen. Mit dem Bau der U-Verlagerung "Dachs IV" unter dem Decknamen "Basalt" sollte sofort begonnen werden.Weniger begeistert war die 1862 gegründete Firma "Harzer Gipswerke Robert Schimpf und Söhne" von dem Bauvorhaben "Dachs IV". Denn sie musste ein Teil ihres Steinbruches gezwungenermaßen an den Arbeitsstab Geilenberg abgeben. Die Kriegswichtige Produktion hatte vorrang und in der damaligen Zeit war kein Einspruch gegen das Unterirdische Rüstungswerk möglich.Am 7. Oktober 1944 fand die große Abschlussbesprechung des Bauvorhabens "Dachs IV" statt. Im Einzelnen wurde nun geklärt wie die U-Verlagerung, das Stollensystem nun genau aussehen sollte und wer welche Arbeiten ausführen sollte. Letzte Probleme wurden ausdiskutiert. Baubeginn war zwei Tage später am 9. Oktober 1944. Die Organisation Todt übernahm die Gesamtleitung der Großbaustelle. Verantwortlich war die Dienststelle Osterode, welche wiederum der OT-Einsatzgruppe IV "Kyffhäuser" unterstand. Zu den Aufgaben der OT gehörte der Bau der Stollen, die Errichtung der Gleiskörper, die Wasserversorgung, die Bewetterung der Stollenanlage und die Dienstaufsicht der eingesetzten Firmen. Die enormen Kosten der Untertage-Verlagerung wurden vom Reich getragen. Bei der genauen Größe der Anlage gingen die Vorstellungen zwischen dem Betreiber und dem Auftraggeber ziemlich auseinander. Wärend sich die späteren Betreiber, die Firma Rhenania eine möglichst grosse Anlage erhofften, wollten die Auftraggeber (Bau-OT unter Leitung des Arbeitsstabs Geilenberg) die U-Verlagerung möglichst klein halten. Die Stollen sollten möglichst kurz sein, um die Bauzeit und Baukosten zu minimieren. Ein weiterer Vorteil lag darin, das der Produktionsbeginn früher stattfinden konnte. So die Ansichten der OT. Der Nachteil war aber, daß sich die Produktionsmenge in einer kleineren Anlage stark verringere. Auch die Sicherheit der Untertage-Verlagerung "Basalt" war nicht mehr gegeben, da bei einem Störfall es zu einer Kettenreaktion innerhalb der Anlage kommen könnte. Die Anlage würde im Betrieb sehr hohe Temperaturen entwickeln, welche durch die kürzeren Stollenstrecken und der Bewetterungsanlage nicht mehr abgekühlt werden könnten. Das Stollensystem sollte aus 17 parallel verlaufenen Stollen, allesamt mit Tagesöffnung, bestehen. Die Stollen sollten im fertigen Zustand eine Länge zwischen 100 und 200 Metern haben. Je nach Bestimmung sollte es ein bis zwei Querstollen zwischen den Hauptstollen geben. An den Örten der Stollen sollte die gesamte Anlage mit einem Fahrstollen, dem sogenannten Kesselwagenstollen im Inneren des Berges verbunden werden. Der Fahrstollen sollte zur An- und Ablieferung dienen und etwas abseits der Anlage zu Tage treten. Er sollte auch die Hauptverbindung zum Reichsbahnnetz darstellen. In seiner Fertigstellung hätte der Kesselwagenstollen im Bergesinneren eine Breite von 20 Metern und eine Höhe von 6 Metern haben sollen. Der unterirdische Bahnhof hätte eine Länge von 130 Metern gehabt.
Doch bevor man mit dem Stollenvortrieb beginnen konnte, waren erstmal andere Arbeiten nötig.Zuerst wurde die Fläche in dem Steibruch vor dem Stollenneubau eingeebnet. Ein Plateau in Höhe der Stollenmünder endstand. Danach wurden Schmalspurgleise verlegt. Die Gleise waren nötig für das schwere Gerät, daß zum Stollenbau benötigt wurde und zum führen der Loren zum Abtransport der herausgebrochenen Gesteine aus der Baustelle.Auch für die notwendige Stromversorgung des Bauvorhabens "Dachs IV" musste gesorgt werden. Die erste "Notversorgung" der Baustelle wurde dem örtlichem Stromnetz von Osterode entnommen. Die Leistung von 1.000 kVA reichte aus, um die wichtigsten Geräte auf der Baustelle zu versorgen. Der Strom wurde für die Beleuchtung, für die Ventilatoren der Wetterhaltung und später für die Motoren der Druckluftanlage benötigt. Für den Gesamtausbau der U-Verlagerung "Dachs" und für die Produktion wurde aber eine etwas stärkerer Strom benötigt. Dieser sollte eine Leistung von rund 6.000 bis 7.000 kVA haben. Zu diesem Zwecke wurde während der laufenden Arbeiten ein weitere Stromleitung von Berka zur Anlage "Basalt" gelegt. Die Leitung hatte eine länge von zehn Kilometern und verlief oberirdisch. Vor den Stollenmundlöchern 4 und 5 stand ein Strommasten, welcher die Oberleitungen annahm und sie nach Untertage in den Traforaum weiterleitete. Der Traforaum befand sich in einem Querstollen zwischen den Vortrieben vier und fünf.Noch im selben Monat wurden die ersten sechs Stollen in Angriff genommen. Eine Belegschaft von 200 Mann arbeitete Tag und Nacht im Dreischichtbetrieb. Die Arbeiten gingen zunächst nur schleppend voran. Es fehlte an qualifizierten Bergleuten und an Hilfskräften. Zudem mangelte es an wichtigem Gerät wie Kompressoren, Druckluftschläuchen und Bohrgestängen. Gegen Mitte November stand endlich die 1.000 kVA Stromanlage und ein zweiter Kompressor zur verfügung. Auch die Ventilatoren zur Bewetterung der Anlage waren installiert. Durch das Eintreffen von rund 90 Häftlingen, die fast alle zum Beladen der Kipploren eingesetzt wurden, verbesserte sich die Arbeitsleistung um ein Vielfaches. Das Bohrgestänge bestand im einzelnen aus Glatt- und Schlangenbohren und Kränelbohrern. Die geforderten Widia-Bohrer waren trotz aller Bemühungen nicht zu bekommen.Auch die Gleisanlage wurde erweitert. Eine Dampflok, welche zum Ziehen der Loren zur Verfügung stand, erleichterte die Arbeiten im Stollenbau sehr.Das herausgerochene Gestein wurde von Hand auf Kipploren geladen. Die Loren hatten ein Fassungsvrmögen von 1,5 Kubikmetern. Das Gleisgestänge hatte zunächst eine Spurweite von sechzig Zentimetern. Jeder Stollen hatte ein eigenen Gleisanschluss, welcher bis zur einige hundert Meter entfernten Halde führte. Die vollen Loren wurden von Dampfzügen gezogen oder geschoben. Eine Zugbesatzung bestand aus sechs Personen. Einem Lokführer, drei Arbeitern und zwei Helfern. Letztere waren für die richtige Stellung der Weichen verantwortlich. Die Entwässerung der Anlage sollte auf natürlichem Wege erfolgen. Die Stollen wurden einfach mit einem ganz leichtem Winkel nach oben in den Berg getrieben, so das das verbrauchte Wasser später abfließen könne.Im Dezember des Jahres 1944 verbesserten sich die Arbeitsbedingungen auf der Baustelle "Basalt" nochmals. Eine weitere Dampflok und sieben Salzgitterlader für den Förderbetrieb standen nun auch zur verfügung. (Salzgitterlader sind druckluftbetriebene, schienenbewegliche, kleine Überwurfschaufellader, geeignet für Stollen über 2,5 Meter Firsthöhe. Spurweite 60 Zentimeter, Schaufelgröße 0,3 m³, Arbeitsleistung 15-20 m³ bei 650 m³ Druckluftverbrauch.)Ebenfalls im Dezember wurden nochmals zwei Kompressoren geliefert, welche auch sofort in den Einsatz kamen und die Salzgitterlader mit kompremierter Luft versorgten.Die zentrale Druckluftversorgung der Baustelle war in einem Kompressorraum zwischen den Stollen 5 und 6 untergebracht. Die Kompressoren wurden zuerst von Verbrennungsmotoren angetrieben, später, gegen Ende Dezember 1944, wurden sie durch Elektromotoren ersetzt. Die Gesamtleistung lag dann bei 125 m³ Luft in der Minute. Der Druck lag bei sechs Bar. Die Verbrennungsmotore der ersten Kompressoren wurden mit Benzol oder Rohöl betrieben. Doch war selten ausreichend Treibstoff vorhanden, so das der Betrieb immer wieder stockte. Auch bei dem Betrieb mit den Elektromotoren blieb das Problem bestehen. Wärend der Vollalarme und nach Luftangriffen fiel immer wieder stundenlang die Stomversorgung aus. Von dem Kompressorraum ausgehend führte in jeden Stollen, zum jeden Vortrieb eine Leitung, die bei Bedarf immer wieder verlängert wurde. Die Druckluftleitungen hingen unter der Stollenfirste. Der Kompressorraum hat eine Höhe von fünf Metern, eine Breite von 5,5 Metern und eine Länge von 20 Metern. Zum Schutz vor Staub und anderen Verunreinigungen wurde der Kompressorstollen an beiden Enden mit einer Mauer versehen. In der Mauer befanden sich massive Stahltüren. Der Raum ist heute noch vorhanden, die Reste der Mauer und Fundamente der Druckluftanlage sind auch noch zu erkennen, aber die Türen sind verschwunden. Das waren übrigens fast die einzigen Mauern, die in der Verlagerung errichtet wurden. Von einer Ausmauerung der stollen sah man ab, da das Gestein hart genug und somit standfest war. Lediglich in den Werkszugängen, den Stollenmundlöchern der unterirdischen Fabrik sollte eine Stahlbetonverkleidung eingebracht werden. Dies ist zum Teil auch geschehen, nur fielen die Eingangsbauwerke, änlich wie bei der U-Verlagerung "Eisenkies" auch, dem Steinbruchbetrieb nach dem Krieg wieder zum opfer.Januar 1945: Die Belegschaft hat sich auf über 2.000 Arbeiter erhöht und der Stollenvortrieb geht gut voran. Unter den Arbeitern befinden sich nun auch etwa 80 Kumpel aus dem Ruhrgebiet, welche den Mangel an Fachkräften ersetzten. Die Arbeit ging nun recht zügig voran. Einige wenige Male wurde ein Spitzenvortrieb von fast sechs Metern pro Tag erreicht. Nun ein paar Fakten zum Thema Arbeitsmaterial:Pro Kubikmeter Ausbruch wurden etwa 4-6 Zentimeter Bohrgestänge abgenutzt, der Stromverbrauch lag bei 15 kwh und die benötigte Menge an Sprengstoff (Donarit) lag bei zwei Kilo pro 1cbm gelöstem Material. Die Belegschaft bestand zum größten teil aus Zwangsarbeitern. Sie waren im sogenannten "Söse-Lager" untergebracht. Die Häftlinge trugen die übliche gestreifte Sträflingskleidung und kamen aus Holland, Russland, Frankreich, Polen und Deutschland. Auch die Zwangsarbeiter der Baustelle "Basalt" hatten unter den menschenunwürdigen Bedingungen der Aussenlager zu leiden. Ähnlich wie in dem Lager A1 (U-Verlagerung Rebhuhn) waren die armen Häftlinge den Attacken der Aufseher ausgeliefert. Schläge, Fußtritte und andere Schikanen waren an der Tagesordnung. Genauers will ich euch in diesem Bericht ersparen, sonst wird mir gleich auch wieder schlecht und die Bauchschmerzen melden sich wieder zurück, wie bei der Führung durch das Mittelwerk und über das Gelände von Dora...
Bedingt durch den Einsatz der Salzgitterlader wurden die ersten Loren durch Größere ersetzt. Auch ein neues Schienennetz mit einer größeren Spurweite wurde fällig. Die Spurweite nach dem Umbau der Gleisanlage betrug nun neunzig Zentimeter. Der Abraum wurde nun auf eine zentrale Großhalde in der Nähe der Söse gekippt. Die Halde wurde in regelmäßigen Abständen eigeebnet und getarnt. Zur Tarnung wurde der Abraum mit Farbe besprüht. Zunächst vollflächig, später nur Fleckenweise. Von Oben sollte die Halde nicht erkannt werden und somit eine untertägige Baustelle verraten können.Ab Februar 1945 wurde auch mit dem Ausbruch der eigentlichen Kammern begonnen. Die Kammern in der Anlage "Dachs IV" sollten enorme Dimensionen haben. Die Größte der Reaktionskammern sollte eine Höhe von 45 Metern haben. Das wäre vergleichbar mit einem Hochhaus mit 14 Etagen.Die zum Stollenvortrieb notwendigen Sprengungen wurden von der oben schon erwähnten Firma "Großdeutsche Schachtbau" durchgeführt. Je nach Stollenprofil wurde das Teil- oder Vollausbruchverfahren angewendet. Der einzige Grund hierfür war, daß die Kumpel aus dem Ruhrgebiet sich mit diesem Ausbruchverfahren auskannten und dieselbe Technik auch beim Stollenvortrieb auf den heimischen Zechen an der Ruhr angewendet wurde. Auch der Kammerausbau wurde von der "Großdeutschen Schachtbau" durchgeführt. Diese Arbeiten waren besonders gefährlich, da man über Kopf arbeiten musste. Für dem Ausbau der Kammern wurde die Strossentechnik angewandt. Beim Strossenbau wird zunächst ein Schacht nach Oben, zur entgültigen Firsthöhe gebaut. Danach wird der Schacht, die Kammer in voller Breite von Oben nach unten geteuft. Das restliche Gestein wurde durch den Hilfsschacht nach unten geleitet und abgebaut.Von den 15 Firmen, die an der Untertage-Verlagerung "Basalt" arbeiteten, war die Deutsche Schachtbau die Größte. Die zweitgrößte Firma war die Firma Karl Stöhr. Sie war mit dem Einbau der Wetterführung und der Beleuchtung der untertägigen Räume beauftragt. Auch die Wartung und Reparatur der Baumaschinen lag in ihrem Aufgabenbereich. Die Firma "Karl Stöhr" hatte ihre sieben Gebäude, die allesamt aus Baracken bestanden, gegenüber dem KZ-Lager, auf der anderen Seite der Söse, bezogen. In den Gebäuden waren ein Büro, eine Schlosserei, ein Materiallager usw. untergebracht.Die Wetterführung in den Stollen in der Ausbauphase bestand aus einer Absauganlage, welche widerum aus 30 Zentimeter starken Wetterlutten und Saugventilatoren bestand. Die Wetterlutten waren, wie die Druckluftleitungen unter der Stollenfirst angebracht. Die ausziehenden Ventilatoren befanden sich jeweils an den Stollenmundlöchern. Später, während der Produktion sollte die Bewetterung der Anlage aus sicherheitstechnischen Gründen durch Druckventilatoren erfolgen. Auch die Innentemperatur der Stollenanlage durfte die zwanzig Grad nicht übersteigen, da sonst der Anhydrit zur Rissbildung neigt und die Firste einzubrechen drohte. Für die Frischluftversorgung während der Produktion der Verlagerung wurde ein eigenes kleines Stollensystem über der eigentlichen Raffierie aufgefahren. In den oberen Stollen sollten die Ventilatoren stehen, die über die Wetterschächte die matten Wetter aus der Untertageanlage herraus saugten, beziehungsweise die frischen Wetter in die Stollen, vor allem den hinteren Bereich. hineinblasen sollten. Der zentrale Entlüftungsschacht sollte etwas entfernt auf dem Bergrücken zu tage treten. Zur Sicherheit sollte er mit einem unterirdischem Bombenfangsack und einem Pilzartigem Überbau aus Stahlbeton geschützt werden.Die unterirdische Großbaustelle bestand nun aus acht einzelnen Stollenvortrieben. Im Einzelnen waren das die Stollen 1 bis 7 und der Stollen 13. Nach dem Vortrieb wurden die Kammen aus dem Gestein gesprengt und gebrochen. Im Stollen Nummer 5 waren bald die beiden Kammen mit einer Höhe von 20 Metern fertig. Auch mit dem Wetterschacht in die obere Sohle wurde begonnen. Zum durchschlag kam es allerdings nicht mehr, obwohl die oberen Stollen zur aufnahme der Wettereinrichtungen schon fast fertig waren.Im März des jahres 1945 war bereits eine Teilstrecke des Stollens 12 vorgetrieben. Auch die Verbindungsstollen zwischen den anderen Stollen (Stollen 1-6) waren aufgefahren.Ende März 1945 endete der Stollenvortrieb in der Anlage "Basalt". Die Bauarbeiten auf der Baustelle "Dachs IV" wurden eingestellt und das KZ-Lager "Sösegrund" wurde aufgelöst. Die Häftlinge, etwa 700 an der zahl, wurden per Bahn zurück zum Lager "Niedersachswerfen" bei Nordhausen gebracht. Die deutschen Arbeiter blieben noch bis zum entgültigen Ende der U-Verlagerung auf der Baustelle und wurden anschließend sich selbst überlassen. Sie sollten noch die wertvollen Maschinen in sicherheit bringen und alle Unterlagen sichern. Was letztendlich mit den Werkzeugen und Maschinen geschah, bleibt bis heute ungeklärt. Die Baustelle der Untertage-Verlagerung wurde wohl sehr überstürzt verlassen und aufgegeben, denn sogar noch heute stecken in einigen Stollenörtern die Bohrgestänge noch in den Bohrlöchern und rosten vor sich hin. Ähnlich wie in der Anlage "Eisenkies" liegt vereinzelnt noch das herausgesprengte Haufwerk auf der Stollensohle herum und wartet auf den Abtransport. Am Abend des 9. April 1945 standen die Amerikaner vor Osterode. Sie beschossen die Stadt mit schwerer Artillerie, so das die Bürger in das verlassende Stollensystem der geplanten unterirdischen Rüstungsfabrik flüchteten. Sie nutzten die Stollen als Luftschutzanlage. Herr Gorke, der Steinbruchmeister der Firma Schimpf, schaffte es die Beleuchtung in den Stollen wieder in gang zu setzen. Viele Bürger aus Osterode und Umgebung, vor allem Frauen und Kinder lebten die letzten Kriegstage, nur mit dem Notdürftigsten ausgerüstet in den Stollen von Dachs4.Am 11. April erreichten die ersten amerikanischen Panzer den Stadtrand von Osterode. Das Kriegsende war da.Nachdem die letzten Schutzsuchenden die Stollen verlassen hatten, durchsuchten die Amerikaner das Unterirdische Rüstungswerk. Auch die Baracken und das Büro der OT wurde ausgiebig durchsucht. Die Alliierten fanden unter anderem einen Panzerschrank, welcher daraufhin in einem der Stollen aufgesprengt wurde. In Ihm befanden sich neben einigen Unterlagen rund 500.000 Reichsmark, die daraufhin beschlagnahmt wurden. Was mit den, sich noch in der Anlage befindlichen Maschinen passierte, wohin sie gelangten, lässt sich leider nicht mehr rekostruieren.Wie in vielen anderen U-Verlagerungen auch, passierte in dem unfertigen Stollensystem "Dachs IV" nach dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr viel. In die Stollenstrecken 1 und 2 zog 1952 ein Champignonzüchter ein. Die Stollenmundlöcher wurden zu diesem Zwecke mit einer Mauer versehen. Doch wegen der fehlenden Stromversorgung mussten die Champignonbeete im Karbidlicht bestellt werden. Auch die Temperatur von ca. 7Grad (.org) im Stollen begünstigte die Zucht von Champignons nicht wirklich, so daß das Vorhaben "Champignonzucht in den ehemaligen Basalt-Stollen" keine Zukunft hatte und gegen Ende des Jahrzenhts wieder eindestellt wurde. Im Jahre 1963 dachte man über den Umbau der Stollen zur öffentlichen Luftschutzanlage nach. Die Stollen 3 bis 7 sollten demnach zukünftig als Luftschutzstollen der Stadt Osterode fungieren. Doch nach einem Schreiben der Stadt Osterode an den Besitzer des Steinbruchs, wurde der Bau der Luftschutzanlage nicht geneemigt, da der Gipsabbau erweitert werden sollte. Der Luftschutzbau würde den Steinbruchbetrieb empfindlich stören.In den darauffolgenden Jahren wurden auch die Stollen mit in den Gipsabbau integriert. Tielweise wurde auch in den Stollen der begehrte Anhydrit-Gips abgebaut. Durch den Abbau in dem Tagebau sind die ehemaligen Stollenmundlöcher um etwa 20 Meter versetzt worden. Die Stollenstrecken sind heute also etwas kürzer, als sie ursprünglich aufgefahren wurden. Doch die Anlage "basalt" ist dadurch nicht kleiner geworden. Die Firma Robert Schimpf (Harzer Gipswerke) fuhr im Laufe ihrer Abbautätigkeit noch einen weiteren Stollen zur Förderung auf. Auch zwei Querstollen wurden nachträglich noch errichtet, so daß das Stollensystem der U-Verlagerung "Dachs 4" heute in etwa der Größe entspricht, wie sie zum Ende des Zweiten Weltkrieges fertiggestellt war. Bis zum Kriegsende war etwa die Hälfte der Stollen fertig. Der größte Teil der Kammern war noch nicht errichtet worden. Die Stollensohlen waren lediglich auf den ersten Metern mit einer Betondecke versehen worden.
Auch von der komplexen Einrichtung (Ofenanlage, Wärmetauscher, Reaktionskammern, Tanks, Pumpen uw.) zur Produktion in der Untertage-Verlagerung war noch nichts vor Ort.Die fertige untertägige Großraffinerie sollte folgende Produkte liefern: Schmieröl, Heizöl und Paraffin.In der Ausdehnung der U-Verlagerung "Dachs 4" weichen die Daten, die ich vorliegen habe ein wenig voneinander ab. Laut "Wichert" sollte die Raffinerie eine Produktionsfläche von 17.000 qm (Stollenausbruch: 150.000qm) im fertigen Zustand haben. Die tatsächliche Endgröße sollte allerdings 26.200 qm (Stollenausbruch: 207.000qm) betragen. Bis zum Kriegsende wurden aber nur etwa 10.000 qm der Anlage fertiggestellt. Wäre die U-Verlagerung "Dachs 4" also fertig geworden, wäre sie etwa vier mal so groß, wie der kleine Bruder "Dachs 1" bei Porta Westfalica.Die Ofen- bzw. Kesselanlagen der Raffinerie sollte mit Kohle, Öl und zur not auch mit Torf beheizt werden. Der Betriebsdampfdruck sollte mindestens eine Stärke von 125 kg/m² haben. In der U-Verlagerung "Basalt" sollten etwa 1.200 Mann arbeiten, wobei die Belegschaft bei der Produktion hauptsächlich aus deutschen Facharbeitern bestehen sollte.Nun folgt eine Liste der Funktionen der einzelnen Stollen und Kammern, wie sie im fertigen Zustand der U-Verlagerung "Dachs IV" geplant waren:
Stollen 1 Entparaffinierung
Stollen 2 Entparaffinierung
Stollen 3 Entparaffinierung
Stollen 4 Kesselanlage
Stollen 5 Kesselanlage
Stollen 6 Kesselanlage
Stollen 7 Destillationöfen
Stollen 8 Bulk-Gatsch- und Vakuum-Destillation
Stollen 9 Destillationöfen
Stollen 10 Top-Anlage
Stollen 11 Top-Anlage
Stollen 12 Raffinerie
Stollen 13 Raffinerie
Stollen 14 Synthese-Anlage
Stollen 15 Synthese-Anlage
Stollen 16 Crack-Ofen
Stollen 17 Erdlager
Stollen 18 Säurelager
Die Anlage "Dachs IV" sollte im Monat rund 25.000 Tonnen Rohöl verarbeiten. Das Rohöl sollte aus dem norddeutschen Raum an das unterirdische Werk geliefert werden. Die Endprodukte der Raffinerie (pro Monat) sollten wie folgt aussehen: 7.480t Dieselkraftstoff, 6.635t Maschinenöl, 3.875 asphaltische Rückstände, 2.200 Motoröl, 1.380t Benzin, 1.000t Flugmotorenöl und 125t schweres Gasöl. Doch zu all dem ist es (Gott sei Dank) nicht mehr gekommen.Von der geplanten U-Verlagerung "Basalt" sind nur noch ein paar Stollenmundlöcher und das nicht vollendete Stollensystem vorhanden. Von den Einbauten und dem Stollenausbau ist heute nicht mehr viel zu sehen, zumal der größte Teil der Stollen mittlerweile ersoffen ist. Das Stollensystem ist nun eine Heimat für Fledermäuse geworden...
Befahrer: vorne: Bergmann, Kira der Stollenhund und Elke. hinten: Schlufine und Eismann...
Bericht von Eismann, 2008, 2017