U-Verlagerung Ente
Die ehemalige Untertage-Verlagerung mit dem Decknamen Ente befand sich in dem Olympia-Tunnel der Reichsautobahn (RAB) bei Eschenlohe. Es handelt sich hierbei um zwei Strassentunnel mit 70 Metern und 230 Metern Länge. Auch heute dienen die beiden Tunnel immernoch zur bequemen Unterfahrung der Berge in Oberbayern. Anhand der Baunummer (201) erkennt man, dass die Anlage Ente zusammen mit den U-Verlagerungen Rebhuhn (A1) und Reihe (Baunummer 200), welche sich ebenfalls in einem Reichsautobahntunnel befand, eine der ersten unterirdischen Produktionsstätten überhaupt im Deutschen Reich waren. Wie wir wissen, bekamen alle untertägigen Rüstungs-Anlagen, welche in bombensichere Tunnel verlagert wurden, einen Decknamen aus der Vogelkunde. Die U-Verlagerung Ente diente im Zweiten Weltkrieg als bombensichere Rüstungs-Produktionsstätte für Flugzeugteile der damaligen Messerschmitt AG aus Regensburg. Die damalige Reichsstrasse 2 zwischen Eschenlohe und Garmisch wurde im Jahre 1936, zusammen mit dem Olympia-Tunnel, fertiggestellt. Sie wurde extra für die Olympiade in Garmisch gebaut, deshalb auch der Name "Olympia-Tunnel" für den Strassentunnel. Acht Jahre nach Fertigstellung der Reichsstrasse 2 begannen im März 1944 die Umbauarbeiten für die Untertage-Verlagerung. Der Olympia-Tunnel wurde zum Sperrgebiet, so dass der Verkehr umgeleitet werden musste. Die Portale der Tunnel bekamen betonierte Anbauten, welche die schweren bombensicheren Tore zum Luftschutz der Anlage aufnahmen. Auch im Inneren der Tunnel wurden umfangreiche Umbauarbeiten durchgeführt, denn das unterirdische Werk produzierte kriegswichtige Teile für das deutsche Kampfflugzeug Messerschmidt Me 262 und die Focke Wulf Bf 109. Das Messerschmidt-Werk in Regensburg wurde ab dem Jahre 1936 erbaut und zwei Jahre später begann die Produktion. Auch die Produktionsstätte aus Augsburg wurde nach Regensburg verlegt, so dass die Fertigungskapazität im Jahre 1938 bei 35% aller Flugzeuge von Typ Me 109 betrug. Nach einem Luftangriff auf das Werk im August 1943 wurden 75% der Fabrik zerstört, so dass ab Februar 1944 vier neue unteridische und somit bombensichere Standorte für das Werk Regensburg vorgesehen waren. In den zwei Monaten zwischen März und Mai 1944 wurde ein Teil der Produktion in die U-Verlagerung Ente ausgelagert. Im Mai lief die unterirdische Produktion an. Die Belegschaft umfasste etwa 1.500 Arbeiter. Das Hauptprodukt waren Zellen und Zellenteile für die Me 109 und ab Herbst 1944 ebenfalls für den Düsenjäger Me 262. Neben den beiden bestehenden Tunnels wurden zusätzlich noch mehrere Stollen in das Gebirge getrieben. Diese Stollen verliefen parallel zum Tunnel und hatten teilweise Verbindungen zu dem Tunnel. Auch wurden einige kleinere Hallen unter Tage errichtet. Sie dienten als Lagerräume. Die Felsenstollen wurden für die Aufnahme der Lüftungs,- und Heizungseinrichtungen der U-Verlagerung Ente in den Berg getrieben. Das Projekt Ente gehörte zum sogenannten Jägerprogramm und war eine bombensichere Produktionsstätte mit einer Größe von rund 6.000m². In den Tunneln und in den Stollen war hier im Frühling 1944 ein Press- und Stanzwerk, eine Blechschneiderei und eine Schweisserei im Geheimen erbaut worden. Auf dem erhöhten Gelände neben der Strasse, zwischen den beiden Tunneln, wurden einige Baracken für die Arbeiter, ein Heizhaus und eine Kantine erbaut. Die benachbarte Reichsbahnlinie zwischen Garmisch und München diente für den Transport der Rohmaterialien und der Fertigprodukte. Ein eigener Haltepunkt "Ente" wurde deshalb erbaut. Die Stromversorgung der U-Verlagerung kam mittels Oberleitung aus dem Kraftwerk Walchensee. Die unterirdische Produktion im Ausweichswerk Ente verlief ohne Störungen bis zum Ende der Zweiten Weltkrieges...
Fotostrecke:
Olympia-Tunnel
Stollenmundloch der U-Verlagerung Ente
Noch ein Stollenmundloch - diesmal mit Beton verschlossen
Alles zu hier?
Ein weiteres Stollenmundloch der U-Verlagerung Ente
Beton im Wald
Beton im Wald
Beton im Wald
Beton im Wald
Gesprengter Beton im Wald
Der kleine Olypmpia-Tunnel
Untertage-Verlagerung Ente
Dieser Bericht wurde von Eismann im Januar 2022 zusammengetrümmert und
die Fotos stammen alle von Svenska. Danke an Danrich für die Fotobearbeitung. Glück Auf!