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U-Verlagerung Robby



Eine der vielen kleinen unterirdischen Produktionsstätten in Wuppertal war die hier vorgestellte Untertage-Verlagerung "Robby". Im Jahre 1944 existierten in Wuppertal noch rund 160 Eiskeller, welche von den zahlreichen Brauereien in den letzten 200 Jahren als Kühlstollen in den Fels getrieben wurden, die entweder noch zum Teil, oder gar nicht mehr genutzt wurden, da es die jeweiligen Brauereien schon lange nicht mehr gab. Fast alle dieser Stollen, zumindest die, welche noch gut in Schuss waren, wurden zu Luftschutzzwecken für die Bevölkerung wieder hergerichtet. Ein paar davon, vor allem die größeren Stollenanlagen, kamen auch für die Untertage-Verlagerung in Frage. Nach dem derzeitigen Stand der Recherchen (Mai 2021) gab es in Wuppertal 11 kleinere unterirdische Fabriken in ehemaligen Brauereikellern. Der Stollen "Robby" war einen davon. Diese kleine unterirdische Felsenkeller-Fabrik wurde komplett in Eigenregie errichtet und der Ausbau wurde nicht, wie bei den größeren untertägigen Verlagerungen, vom Reich koordiniert, durchgeführt und bezahlt. Im "Wichert" oder in einer anderen bekannten Decknamenliste wird man den Decknamen "Robby" auch nicht finden. Es ist kein "offizieller" Tarnname des Stollensystems, welcher vom Rüstungsamt vergeben wurde, denn laut dem Decknamenvergabeschema müsste Robby ein ausgebauter Bunker sein, was aber nur zum Teil stimmt, denn die Stollenanlage war auch ein "Luftschutzbunker", oder besser Felsenbunker für die Anwohner. Trotzdem war Robby die richtige Bezeichnung für das Ausweichwerk unter Tage. Bei der U-Verlagerung Robby handelt es sich um eine relativ große Stollenanlage, die Teilweise auch als LS-Stollen für die Anwohner diente. Sie hatte drei Eingänge, einen großen Haupteingang mit Rundbogen und jeweils rechts- und linksseitig einen Nebeneingang. Die Stollenstrecken sind zwischen 3 und 6 Meter breit und zwischen 2,5 und 4 Meter hoch. Ferner gibt es drei ausbetonierte Hallen. Noch heute sind viele Einbauten wie Trennwände für Lagerzwecke, Aborträume, betonierte Sockel, Kabelhalterungen, Reste der Rohrleitungen zur Wasserversorgung und Produktionsreste wie Verschnitt zu erkennen. Einige Einbauten stammen aber auch aus der Nachkriegszeit. Hinzu kommen noch einige Tonnen von Müll und Schrott, welcher in dem Stollen entsorgt wurde. Aus den Augen, aus dem Sinn.


Die Firma, welche in dem Brauereistollen ihre von den Bomben der Alliierten geschütze Produktion aufrecht erhielt, war die Firma Robert Birkelbach, eine Maschinen- und Werkzeugfabrik aus Wuppertal Elberfeld. Die Firma Birkelbach hatte ihren Stammsitz an der Straße der SA 123, der heutigen Friedrich Ebert Straße. Unter dem Herstellerkürzel "cnu" stellte sie kriegswichtige Werkzeuge aller Art her. Die Überdeckung der neuen untertägigen Produktiosstätte war mit gut 40 Metern Kalkstein mehr als bombensicher. Die Aufräumarbeiten im Stollen und das Errichten der Betonsockel für die Werkbänke nahm ungefähr einen Monat in Anspruch. Ebenso die Lagernischen im Stollen wurden in dieser Zeit erbaut. Die beiden Lüftungschächte, bzw. ehemaligen Eiseinfüllschächte des Eiskellers wurden zu Kaminen für die Ofenheizung umfunktioniert. Strom und Wasserversorgung waren schon größtenteils vorhanden und mussten nur leicht modifiziert werden. Die Reste der Stromversorgung mit Keramik-Isolatoren ist teilweise noch im Originalzustand vorhanden. Die Entwässerung in der 450 Meter langen Stollenanlage funktioniert heute noch genauso gut wie damals. Produktionsbeginn war gegen Ende Juli1944.

In der Untertage-Verlagerung Robby arbeiteten neben den deutschen Vorarbeitern rund 50 Fremdarbeiter, welche aus dem Lager Königsstraße stammten. Es waren nur Männer aus Russland und sogenannte "freiwillige Arbeiter", welche entgegen vieler ihrer Leidensgenossen sogar ein ein kleines Entgeld für ihre Arbeit bekamen und nicht schlecht behandelt wurden. Sie wohnten in drei Baracken, wovon eine noch heute vorhanden ist.  Ihre Arbeit bestand aus Hilfsarbeiten für das Fachpersonal und vor Allem an mechanischen Maschinen zur Werkzeugherstellung. Die Arbeitszeit war 8-9 Stunden täglich, wobei es keine Sonntagsarbeit gab. Der Weg zur Arbeitsstelle im Stollen wurde zu Fuß und ohne Begleitung unternommen. Bis zum Kriegsende war die kleine U-Verlagerung "Robby", unbemerkt von den Alliierten, in Betrieb. Nach dem Zweiten Weltkrieg geriet die Stollenanlage in Vergessenheit. Es gab einige Versuche den Brauereistollen wieder zu nutzen, Eine Wasserhaltungsanlage wurde eingebaut um den noch kurze Zeit aufblühenden Brauereibetrieb über dem Stollen mit Brauwasser zu versorgen. Aber die Biersorte der Brauerei war in den 70er und 80er Jahren dem Untergang geweiht, so dass die letzte Phase der Stollenanlage schon wieder 40 Jahre zurück liegt. Den Namen der Brauerei werde ich hier nicht posten, damit die Stollenanlage weiterhin unbeachtet bleibt und vergessen wird. Glück Auf....






















Befahrer: Eismann und Svenska

Bier: Fiege Bernstein

Fotos: Eismann

Text und Recherche: Eismann


© Eismann, Mai 2021